Forumsbeitrag vom 4. April 2023
Ob die Frauen ihren Wahlerfolg aus dem Jahr 2019 wiederholen können, das war für uns die grosse Frage vor den diesjährigen Gemeindewahlen. Nachdem nun alle Ergebnisse vorliegen, müssen wir leider sagen: Nein, der Aufwärtstrend wurde gestoppt.
In den kommenden vier Jahren werden 38 Frauen und 66 Männer ein Gemeinderatsmandat bekleiden. Bei den Frauen sind es fünf weniger als in der vorherigen Mandatsperiode. Der Frauenanteil sinkt damit von 41,3% auf 36,5%. Auch bei den Wahlchancen liegen die Männer um mehr als zehn Prozentpunkte vorne: die Erfolgsquote für die Wahl in den Gemeinderat beträgt bei den Männern 71%, bei den Frauen 58,5%. Vor vier Jahren war dies umgekehrt.
Für das Vorsteher- und Bürgermeisteramt bewarben sich drei Frauen, wovon mit Daniela Erne in Triesen und Petra Miescher in Vaduz zwei reüssieren konnten. Mit einem Anteil von 18% sind die Frauen in der politischen Chefetage weiterhin deutlich untervertreten.
Das Ziel von «Vielfalt in der Politik» ist eine paritätische Vertretung der Geschlechter in allen politischen Gremien. Daher freut es uns, dass die Gemeinderäte in Schaan, Vaduz und Schellenberg völlig ausgeglichen mit Männern und Frauen besetzt sind. Unsere Analyse der Wahllisten der einzelnen Parteien und Ortsgruppen hat zudem gezeigt, dass die Hälfte aller Wahlvorschläge einen Frauenanteil von 50% (und darüber) aufwiesen. Das ist eine positive Entwicklung. Allerdings gibt es auch Ortsgruppen und Parteien, denen dies bei Weitem nicht gelungen ist.
Wir appellieren an die Parteien, weiterhin auf das Ziel paritätisch besetzter Wahllisten hinzuarbeiten. Dies gilt auch im Hinblick auf die nun anstehenden Bestellungen von Gemeindekommissionen. Die Kommissionen ermöglichen einen Einstieg in die Politik und ein Kennenlernen der Strukturen und Abläufe. Politisch interessierte Personen können so eingebunden und langfristig aufgebaut werden.
Wir freuen uns mit allen, die den Sprung in die Gemeindepolitik geschafft haben und gratulieren ihnen herzlich. Wir bedanken uns ausserdem bei den Frauen, die bei den Kampagnen von «Vielfalt in der Politik» mitgemacht und dazu beigetragen haben, auf die notwendige Vertretung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in der Politik aufmerksam zu machen.
Projektgruppe «Vielfalt in der Politik»
(Andrea Hoch, Clarissa Frommelt, Dagmar Bühler-Nigsch, Eva-Maria Schädler, Petra Eichele)
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